Pflegeausbildung ab 2018 alles anders

Die Pflegeausbildung soll revolutioniert werden. In dem jüngsten Bericht des Bundesministeriums für Gesundheit wurde die Zusammenlegung der Pflegeberufe beschlossen. Nun soll aus den Altenpflegern, den Krankenschwestern und Kinderkrankenschwestern ein Gesamtberuf gestaltet werden. Dieser Beruf, so dem Ministerium soll ein neuen, aber bekannten Namen tragen, die Pflegefachkraft. Die „Hilflosigkeit“ der Regierung, gegenüber des Pflegenotstandes erfährt eine neue Ebene. Nun werden also spezialisierte Pflegekräfte in einen Topf geworfen, zugunsten der Pflegeeinrichtungen, die dann eine große Auswahl an den Pflegefachkräften haben werden und nicht auf spezialisierte Pflegekräfte zurückgreifen brauchen.

verletzter Junge

Sind in der Vergangenheit schon an dem Ausbildungsnamen die Qualifikationen bekannt gewesen, so wird diese Qualifikation endgültig verschleiert. Eine Altenpflegerin oder ein Altenpfleger haben sich bewusst für die qualifizierte Arbeit mit alten Menschen entschieden, ebenso verhält sich der Berufszweig der Kinderkrankenschwester, wo bereits der Name ihr gewünschtes Arbeitsfeld anzeigt. Die Ausbildung zur Krankenschwester selbst war der Berufszweig, der in Krankenhäusern und Kliniken Spezialist war. Die neue Pflegefachkraft wird das alles in einen Sack tun. Spezialisierung wird man dann offensichtlich nur noch an den Arbeitszeugnissen erkennen können, oder an spezialisierten Qualifikationen.

Ein fataler Fehler, den die Regierung hier begehen will, denn die Ausbildung in dem umfangreichen Gebiet des Themas Pflege in eine Ausbildung zusammen zu fassen, wird erhebliche Probleme mit sich bringen. Die theoretische Ausbildung mag bundesweit einheitlich gestaltet sein, dennoch werden die praktischen Ausbildungen von den Einrichtungen abhängen. Wie soll ein Altenheim, den neuen Pflegefachkräften, Intensivmedizinisches Fachwissen in der Praxis beibringen, oder gar den praktischen Umgang mit Säuglingen? Wie soll ein Krankenhaus den fachlichen Umgang mit Demenz Erkrankten beibringen, deren Patientenverweildauer nur wenige Tage sind. Die Regierung scheint sich hier nicht ausreichend Gedanken darüber gemacht zu haben. Hier besteht dringender Bedarf an Nacharbeitung.

Nurse_in_geriatry

Was seit über hundert Jahren an Entwicklungszeit gebraucht hat , um zu den heutigen Spezialisierungen zu kommen, wird von fachfremden Politikern in 2 Jahren zusammengeschrumpft. Das erscheint eher als politische Hilflosigkeit gegenüber der Pflegesituation, die man tatsächlich als Notstand bezeichnen kann. Es zeigt lediglich, dass die Politik viel zu spät gehandelt hat und nun in einem Hauruck Verfahren alles ändern möchte. Mir erscheint das eher als ein kalkuliertes Vorgehen für Stimmenfang vor der Wahl, wie so oft. Verfolgt man die Not einzelner Pflegekräfte und deren Arbeitspensum, wird ziemlich klar, dass die „Macher“ dieses Gesetzestextes niemals in einem Altenheim, oder Krankenhaus waren und sich vor Ort tatsächlich ein Bild gemacht haben von denen, die die Arbeit am Menschen verrichten.

Dem Pflegenotstand kann man nicht begegnen, indem man alles zusammenwirft, durchrührt und am Schluß ein Einheitsprodukt präsentiert. sondern es bedarf mehr Geld für die Pflege, damit nicht nur Ausbildungen gefördert werden, sondern der Berufszweig zu einem Arbeitstenor zurückkehren kann, dass junge Menschen diesen wirklich verantwortungsvollen Beruf mit all seinen Facetten wieder für sich als interessant entdecken.

Das Motto des Pflegestärkungsgesetz, „mehr Zeit für die Pflege“ sollte vielleicht ausgeweitet werden und in die Richtung benannt werden, wie „Mehr Zeit für die Pflege und der Pflegekräfte“.

Das Schreiben des Bundesministeriums dazu finden sie in unserem Downloadbereich (Presseinfopapier Pflegeberufsgesetz)

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